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Reisebericht Marokko, 23.12.2016 – 12.01.2017


Für diese Tour hatten wir uns für den Veranstalter 4x4 Adventures entschieden.

Insgesamt waren es 8 Fahrzeuge mit 11 Teilnehmern aus Deutschland und der Schweiz, geführt von Ute und Walter von 4x4 Adventures


Im Oktober 2016 hatten wir, Andi und Conny, uns noch kurzfristig entschieden, an einer Offroad Tour durch Marokko über den Jahreswechsel teilzunehmen.

So machen wir uns am 23.12.2016 auf die Fahrt zum Hafen von Savona/Italien.  Von dort geht es mit der „Cruise Smeralda“ der Grimaldi Linie nach Tanger med/Marokko. Eine Fähre mit 200m Länge und 26m Breite und einem Fassungsvermögen für 1.528 Passagiere und 819 Autos. Die Seefahrt geht durch das „Ligurisches Meer“, dann durch das „Balearen Meer“, zuletzt das „Alborán Meer“

mit der Meerenge von Gibraltar.

Bereits bei der Ankunft im Hafen Savona geht es etwas chaotisch zu, wo wir aber dann von Ute (4x4 Adventures) mit einem nützlichen „Weihnachtsgeschenk“ freundlich empfangen werden. U.a. mit einer warmen Decke, die wir später noch gut gebrauchen können.

Die Fahrzeuge werden zuerst auf einem Areal gesammelt, bevor es dann zum „Boarding“ geht. Mit 2 stündiger Verspätung laufen wir dann am Morgen des 24.12.2016 um 01:00 Uhr aus und haben einen erholsamen Schlaf in unserer Außenkabine.

An Deck werden dann gemeinsam die Einreisedokumente ausgefüllt, um dann später geduldig die Zollformalitäten über uns ergehen zu lassen. Am späten Nachmittag treffen wir in Barcelona ein, wo Hartmann und Antje noch hinzustoßen. Den Weihnachtsabend verbringen wir im „A la Carte Restaurant“, bei Pasta und einer Flasche „Bardolino Chiaretto“.

Am nächsten Tag genießen wir das tolle Wetter an Deck und guter Unterhaltung mit den anderen Teilnehmern. Meistens sind wir in Sichtweise der Küste und so können wir in der Ferne die Schneebedeckten Berge der Sierra Nevada erkennen.


Die Ankunft in Tanger med ist planmäßig, allerdings ist dann die folgende Zollabwicklung gewohnt chaotisch. Nachdem wir auch das geduldig ertragen, begeben wir uns auf die Fahrt nach Tanger, wo wir die Nacht in einem Hotel verbringen und gegen 02:00 Uhr müde in die Betten fallen.

Nach dem Frühstück werden die Fahrzeuge nochmals aufgetankt und wir fahren nach Fès, die drittgrößte Stadt Marokkos und die älteste der 4 Königsstädte. Dort nehmen wir nochmals den Luxus einer Hotelübernachtung in Anspruch. Doch zuvor stürzen wir uns in Taxis, die uns in die Medina bringen. Dort werden wir in das mittelalterliche Gewirr von einem Marokkanischem Führer geleitet. Nach dem Besuch der ältesten Koranschule Marokkos sind wir schnell eingehüllt in den Duft von Gewürzen und der Farbenpracht der angebotenen Waren, nicht um auch ausgiebig eingeführt zu werden in das Gerberviertel mit den Webereien und Färbereien. Das gemeinsame Abendessen verbringen wir in einem reizvollen altem Kaufmannshaus mit marokkanischen Spezialitäten.


Zum Sonnenaufgang des 27.12.2016 werden wir geweckt durch die vielzähligen Rufe der Muezzin zum „as-salāt“, zum Morgengebet. Nach dem Frühstück decken wir uns auf dem „Soak“ noch mit Lebensmitteln ein, die Fahrzeuge werden nochmals vollgetankt und los geht es durch interessante Strecken des „Mittleren Atlas“. In der Ferne können wir die „schneebedeckten Höhen“ erkennen, schön anzusehen, aber so wird uns schnell klar, dass wir nicht alle Höhenzüge befahren können. Gegen Nachmittag werden dann endlich unsere Fahrzeuge „artgerecht“ durch Schluchten und Bachbette bewegt. Das Grinsen im Gesicht der Fahrer nimmt zu, als nun auch Differentialsperren zum Einsatz kommen und manche Verschränkungspassage gemeistert wird. Das erste Camp in einer reizvollen Bergwelt wird am Abend eingerichtet und rasch brennt das Lagerfeuer.

Der nächste Tag ist geprägt durch eine bizarre Felslandschaft und dem Übergang der grünen Hochebene des Mittleren Atlas in den karstig-trocken Hohen Atlas. Zur Mittagspause wird ein Flussbett angesteuert und sofort nach dem Abstellen der Fahrzeuge kommen einige Berber. Einer gesellt sich zu uns und nimmt dankend an unserem „Vesper“ teil. Die folgende Fahrt fasziniert uns mit den Palmenstädten der Hochebene und teilweise mit ihren Kasbahs (Festungen), sowie den tollen Schluchten des „Ziz Tal“ mit dem „Tunnel der Legionäre“. Abendziel ist das „Camping Chez Karla“ bei Erfoud. Der Geruch der Sanddünen liegt bereits in der Luft. Nach der Ankunft wird Tee gereicht, das Abendessen nehmen wir in einem stilvoll eingerichtetem Raum mit offenen Kamin ein. Gegen später kommen einige Berber mit ihren Trommeln und ziehen uns in den Bann dieser eigentümlichen Musik mit Gesang. Wir fühlen uns wie in „Tausend und einer Nacht“, genießen mitgebrachtes Weihnachtsgebäck und französischer Merlot.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder einmal zuerst zum „Souk“ um die Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Endlich geht es los in Richtung der Sanddünen des „Erg Chebbi“. Bewusst nicht in den touristisch geprägten Bereich, und so umfahren wir dieses beeindruckende Gebiet mehr östlich, in der Nähe zur algerischen Grenze. Das Fahren im Sand beschleunigt den Herzschlag und so kommt es bereits zu einigen Bergemanövern. Eingehüllt von einigen Dünen wird das Nachtlager eingerichtet. Lange sitzen wir noch am Lagerfeuer und Hartmann zieht uns in den Bann seiner tollen Erlebnisse auf einer Fahrt nach Timbuktu. Bei aufkommender Nachtkälte verziehen wir uns in die Schlafsäcke, und nehmen die Gaskartuschen für die Brenner mit. Durch das Anwärmen sind diese zum Anheizen des Kaffeewassers am nächsten Morgen geeignet.

Das Thermometer zeigt am frühen Morgen dann minus 4° an, das Wasser auf dem Dachträger ist gefroren und die Dünen sind mit Raureif bedeckt. Ein unglaubliches Farbenspiel beim Sonnenaufgang. Vor allem der Wechsel von Sonne, Schatten und dem Auftauendem Raureif.


Die folgenden Tage sind geprägt mit allem was ein „Offroader Herz“ Höher schlagen lässt. Sandpisten, Geröll, Felsen, Wasserdurchfahren, von allem ist was geboten. Und so unterstützt man sich immer wieder gegenseitig bei Bergemanöver mit Gurten und Seilwinde.

An Sylvester wird das reizvolle, von Palmen umgebene „Auberge Camping Atlas“ bei Tinghir angefahren. Traditionell wird zur Begrüßung Tee gereicht, nachfolgend von einem tollen und geschmackvollem Abendessen. Wieder sitzen einige Berber zu uns und begeistern uns noch lange mit Musik, Gesang und Trommeln.

Der Neujahrstag startet mit der Durchfahrt der „Sur la Route des Georges“, gefolgt von der imposanten Strecke durch die Todraschlucht bis zu einer Höhe von 2.650 m. Unsere Fahrt geht wieder zurück Richtung Süden durch die Serpentinenreiche Dadesschlucht, welche zwischen dem Hohen Atlas und der Djebel Sarhro-Gebirgskette liegt. Immer wieder sieht man auch hier die Kasbahs, eingebettet inmitten einiger grünen Flecken dieser wüstenhaften Region. Abends dann wieder Camp an einem kleineren Bach. Schon am Abend spürt man, dass dies eine kalte Nacht werden könnte.

Der Morgen bestätigt das, bei minus 5° ist wieder einmal das Wasser eingefroren. Zum Glück haben wir auch Wasservorräte im Fahrzeug und so ist schnell ein warmer Kaffee aufgesetzt. Heute startet die Fahrt durch den Tizi n´Tazazert, ein 2.283m hoher Gebirgspass im Bergmassiv des Jbel Sarhro. Auf der Passhöhe stoppen wir für eine kleine Tee-Pause an einem Cafe, weiter dann durch das „Vallée du Drâa“. Ziel für heute ist die Dattelpalmenoase Zagora, auch genannt als „La Puerta del Desierto“, die Pforte zur Wüste. An einigen Fahrzeugen zeigen sich bereits Abnutzungserscheinungen und so muss eine geeignete Werkstatt gefunden werden. Walter kennt sich bestens aus und führt uns so zu dem Mechaniker „Jaboud Challenge“, ein Spezialist für Geländefahrzeuge. (GPS: N30.34374° W5.8374°). Die Schäden sind dann doch etwas umfangreicher und so arbeiten die Mechaniker mehrere Stunden bis in die einbrechende Nacht. Parallel dazu wird an allen Fahrzeugen die Luftfilter gereinigt und die Kreuzwellen neu abgeschmiert, dies zu einem sensationellem Einzelpreis von ca. € 2,50.

So kommen wir etwas verspätet zum Campingplatz „Oasis Palmir“. Ein tolles Abendessen mit Tee, Suppe, Huhn mit Pommes und reichlich Obst entschädigt uns für die Strapazen des Tages.


Am Morgen des 03.01.17 nutzen wir wieder die Gelegenheit um auf dem Souk die Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Aber einige von uns brennen bereits darauf, mal wieder Sand unter den Reifen zu haben und so fahren wir ohne langen Aufenthalt entlang der Drâa nach Mhamid, dem Tor zur weiten Wüste. Zum wiederholten Male kommen wir in eine Polizeikontrolle, meistens wurden wir bisher freundlich durchgelassen. Aber diesmal wollen die Beamten es genauer wissen. Erst nachdem klar ist, dass wir keine Drohnen dabei haben, fahren wir weiter in das Erg Chegaga. Eine 40 km lange Dünenkette, deren Sand dem Betrachter bei bestimmten Licht aus der Ferne fast schwarz erscheint, aber dann beim Befahren durch seinen fast schon orangefarbenen Sand auffällt. Ein beeindruckendes Gebiet, mit meterhohen Dünen und die Schönheit seiner Wellen. Entlang der Berge und Dünen, über Stock und Stein, über Geröllfelder und durch Wadis kann man hier alles finden, was die Wüste ausmacht. Schnell sind wir in unserem Element und fahren durch die Dünen. Immer wieder muss neuer Anlauf genommen werden und man hilft sich wieder bei gegenseitigen Bergemanövern. Gegen spätem Nachmittag zeigt sich bei einem Fahrzeug erhöhte Motortemperatur und so entscheiden wir uns das Camp sofort aufzuschlagen. Die Männer kümmern sich um das Fahrzeug, während die Frauen das „Käsefondue“ vorbereiten. Heute werden wir die Silvesterfeier in der Wüste nachholen. Nach dem Essen sitzen wir noch lange zusammen und lauschen gespannt den Geschichten, Erlebnissen und Anekdoten der anderen.

Bezüglich unseres Campen in der Wildnis mit kalten Nächten, fällt dann am Lagerfeuer noch folgende Aussage:

„Camping ist der Zustand, die zunehmende Verwahrlosung als Erholung zu empfinden“.

Darüber können alle nur herzlich lachen.

Ute und Walter von 4x4 Adventures haben dann noch eine tolle Überraschung vorbereitet und so erfreuen wir uns an einem prachtvollem Feuerwerk von den hohen Dünenkämmen um uns herum.


Der nächste Tag ist geprägt mit mehrmaligen Luft ablassen und aufblasen der Reifen, um die jeweilige Streckenanforderung besser zu meistern. Bereits am Morgen befahren wir anspruchsvolle Sandpassagen, die sich im Laufe des Tages noch verstärken. Wir bekommen aber immer mehr Routine und so surfen wir übermütig durch die Dünenkämme. Am Abend wird das Abendessen wieder von den Frauen vorbereitet und Walter kocht uns eine tolle Gemüsepfanne auf der Muurikka, dazu Couscous und gebratenes vom Grill. Zum Nachtisch serviert Peter noch leckeren Pfannkuchen und wir genießen den 1.000 Sterne Himmel über unseren Zelten.

Der Morgen des 05.01.2017 erleuchtet mit einem tollen Sonnenaufgang und bereits kurz nach dem Starten der Motoren kreuzt ein Fennek (Wüstenfuchs) unseren Weg. Schade, dass wir bereits zur Mittagspause wieder den Sand verlassen müssen, da noch eine lange Strecke durch den ausgetrockneten Iriki-See vor uns liegt. Auf der endlos langen und staubigen Ebene lassen wir die „Pferdchen“ los und so düsen wir in „Formation“ ungehemmt zuerst Richtung Westen, entlang der Bergkulisse des Jbel Bani. Aber irgendwann folgen wir der Kompassnadel Richtung Norden, wollen wir doch noch vor Einbruch der Nacht in Foum-Zguid sein. Dort wird das „Camping Khayma Parc“ angesteuert und zum Abendessen laufen wir in das Dorf zu einem nahegelegenen Restaurant.

Am nächsten Tag fahren wir weiter über den Tizi Tassetift Pass. Zuerst noch durch einen fast schon märchenhaften Palmenhain, mit engen Kurven, der uns mehr an einen Urwald erinnert. Langsam schrauben wir uns auf der steinigen Passstraße mit ausgewaschenen Verschränkungspassagen hoch. Immer wieder begegnen wir Viehherden und in der Ferne können wir den Schneebedeckten „Jbel Toubkal“ erkennen, der höchste Berg des Hohen Atlas mit 4.167 Meter. Das Nachtlager schlagen wir in einem fast trockenen Bachbett auf, das Lagerfeuer erleuchtet den steilen Uferrand in gespenstisches Licht und Schatten.


Am 07.01.17 starten wir etwas früher, wollen wir heute doch rechtzeitig in Marakkesch eintreffen. Zuerst noch über den 2.260m hohen „Tizi n´Tichka Pass, welcher in der Berbersprache „gefährlich“ bedeutet. Verbindet er doch die Gebiete des Saharavorlands mit der Ebene von Marakkesch. Wir kommen sehr zeitig an und beziehen noch schnell ein kleines romantisches Stadthotel im typischen marokkanischem Stil. Viele nutzen die freie Zeit und laufen in die Medina und auf den nahen Platz der Gehängten. Wir sind tief beeindruckt von der orientalischen Atmosphäre, ein wildes Treiben mit Gauklern und Schlangenbeschwörern, Geschichtenerzähler, Künstler und Musiker. Bei Einbruch der Nacht verwandelt sich der Platz, überall werden Essenstände mit kulinarischen Spezialitäten der Region aufgebaut. Hungrig nutzen wir gerne diese Gelegenheit zum Abendessen. Den Abend lassen wir in einer reizvollen Bar ausklingen, hoch über den Dächern der Medina.

Sonntag der 08.01.2017, leider der letzte gemeinsame Tag. Wir verabschieden uns mit Wehmut. Hatten uns doch Ute und Walter von 4x4 Adventures unvergessliche Momente bereitet, geführt durch die tollsten Gebiete Marokkos und mit vielen unterhaltsamen Gesprächen am Lagerfeuer. So machen wir uns auf den Weg Richtung Tanger, vorbei an dem an der Atlantikküste gelegenen Casablanca. Die Durchfahrt durch die Hauptstadt Rabat gestaltet sich etwas chaotisch und so sind wir froh, als wir dann wieder auf der Autobahn sind. Bei Moulay-Bousselham nehmen wir die Ausfahrt, um die Nacht noch am Atlantik zu verbringen. Wir steuern dazu das „Camping Atlantis“ an, welches allerdings seine besten Tage bereits hinter sich hat. Wir erleben noch einen tollen Sonnenuntergang in der Lagune, beim Abendessen werden wir allerdings von unzähligen Stechmücken überfallen. Die Auswirkungen wirken noch einige Tage nach.

Der Morgen danach empfängt uns mit dichtem und nasskaltem Nebel und das Dachzelt ist ziemlich eingenässt. Wir wollen aber frühzeitig im Hafen sein und so fahren wir nach dem Frühstück los. Am Hafen dann wieder das gewohnte chaotische „Check-In Prozedere“. Irgendwann kommt Kalle hinzu und erzählte uns von seiner Odyssee mit Peter. Beide wollten noch die Atmosphäre von Tanger schnuppern.  Leider sind dann Peter sämtliche Dokumente und die Brieftasche abhandengekommen. So musste er sich neue Dokumente beschaffen. Später stellt sich heraus, dass er diese dann zu spät erhalten hat und somit die Fähre verpasste. Er überquerte die Meerenge von Gibraltar mit einer Fähre, danach quälte er seinen Defender durch Spanien nach Hause.


Die folgenden 2 Tage an Bord nutzen wir für ausgiebigen Schlaf und guter Gemeinschaft mit allen, die noch gemeinsam die Rückfahrt antraten. Alle waren sich einig, dass wir eine tolle Zeit gehabt hatten.

Am 11.01.2017 kommen wir planmäßig in Savona an, leider brauchen wir aber mehr als 3 Stunden bis wir von der Fähre und durch den Zoll kommen. Die Fahrt nach Hause dann wieder über den Bernardino, vorbei am Bodensee und so kommen wir am 12.01.17 um 05:30 Uhr glücklich und sehr zufrieden zu Hause an. Erfüllt von den Erlebnissen und der Schönheit Marokkos.

Ein Blick auf den Tacho zeigt eine Gesamtstrecke von 4.260 km, dabei wurde 673 L Dieselkraftstoff verbrennt, aber das ist eine andere Geschichte …



Text: Andreas QueckBilder: Andreas u. Cornelia Queck